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Schicht um Schicht: Rosarot

Über die Weltbetrachtung, Geschichtsverständnis und naives Erleben
Mit den Künstler:innen Doris Hansen (Short Residency), Kathrin Lorenz und Erwin Schwentner
Rosa, Rosé oder Rosarot ist eine helle, mehr oder wenig rötliche Körperfarbe, eine Mischfarbe aus viel Weiß und weniger Rot. Tatsächlich war Rosa - „das kleine Rot“ - lange Zeit eine männliche Farbe. Bis zum Jahr 1920 galt Rosa als eine Miniaturausgabe der roten Farbe von Herrschenden als als Zeichen der Männlichkeit und Stärke, die eben für Männer und Jungen verwendet wurde. Mädchen hingegen wurden in Himmelblau gekleidet. Erst nach dem Ersten Weltkrieg wandelte sich diese Wahrnehmung. Zu dieser Zeit war der Fokus auf den Wiederaufbau der Städte gerichtet, und man kleidete Jungen in praktische Farben der „Arbeitswelt“. Der klassische Blaumann stammt übrigens aus dieser Zeit und ist das männliche Pendant zum späteren Rosa für Mädchen.

Der Farbton wird auch im Sinne von „optimistisch, erfreulich, positiv“ genutzt; diese Deutung geht auf „rosig“ beziehungsweise „rosarot“ zurück. Wendungen mit dieser Bedeutung sind „rosige Zeiten erleben“ oder „ihm geht es nicht gerade rosig“ oder „Die Zukunft in einem rosigen Licht sehen“. Eine negative Steigerung dieser Bedeutung im Sinne von „unrealistisch, verklärend“ sind die Ausdrücke „alles durch eine rosarote Brille sehen“ oder „für sie ist die Welt rosarot“.

Pinktöne haben sich modisch rehabilitiert: Jetzt ist es die Symbolfarbe einer neuen Generation von Feministinnen.

Die Herangehensweise der Künstler:innen zeigt in ihrer Unterschiedlichkeit Momente auf, die uns Menschen in unserem Zeitalter des überhöhten Wissens einerseits und einer zum Großteil rückwärts gewandten Weltbevölkerung, die Heil in Religion, Sektentum, Videospiel und Konservativismus sucht, die den Betrachtenden ein Eindringen in Gefühl und Wahrnehmung über surrealistisch utopische Aspekte, ästhetisch beeindruckende Farbkombinationen oder kritisch humorvolle Selbsterkenntnis ermöglicht.

Schicht um Schicht können die Eindrücke gehoben oder vertieft werden: auch der Schleier kann fallen, der Blick durch die rosarote Brille.

Gleichzeitig wird bewusst gemacht, dass über das Zusammenwirken und Zusammenarbeiten Gemeinschaft Halt findet, Mut und Kraft und das Menschsein in positiver Weise in Respekt allen anderen gegenüber wächst.

Kuratorin: Irmi Horn

19:30 Uhr, Enthüllung eines Denkmals für Irmi Horn *, Regina artis, durch Vizebürgermeisterin
Judith Schwentner

20:00 Uhr, Hefterlpräsentation

Doris Hansen stammt aus Bad Oldesloe /Schleswig Holstein, seit 2003 lebt sie als freischaffende Künstlerin in Berlin.

Mikrowelten bilden die Meta-Idee sämtlicher Konzepte und Realisierungen der in Berlin lebenden Künstlerin Doris Hansen. Ihnen verleiht sie in Form von Installation, Relief, Objekt oder als Zeichnung eine Gestalt; sie sind extraterrestrische Visionen unserer Zukunft. Inspiration holt sich Doris Hansen aus der Mikrobiologie, aus mittelalterlichen Weltvorstellungen und vor allem aus Comics und Science-Fiction der 1950er bis 1970er Jahre. So lesen sich die mikrowelten auch als fiktive Welten: Wir teilen den Blick von Flash Gordon oder Barbarella, der vor vielen Jahrzehnten auf das Jetzt gerichtet wurde und über deren Visionen wir heute lächeln können, weil alles doch so anders gekommen ist. Es sind jedoch auch – und vielleicht vor allem – perfekte Welten, die ihren manuellen Herstellungsprozess nicht preisgeben wollen, ja geradezu verschleiern, als würden sie nicht in aufwändiger Handarbeit, sondern selbst industriell und maschinell gefertigt.

Die Berliner Künstlerin hat für den kunstGarten eine Serie kleinformatiger Leuchtobjekte mit dem Titel „Orbiter“ entwickelt. Extraterrestrisch anmutende Formationen in kuppelförmigen Behältern – zum Teil schwebend, zum Teil schon gelandet- sind zu entdecken. Materialien der Science-Fiction-Mikrowelten sind LED, Plastikelemente und Knetmasse.

Kathrin Lorenz ist in Fürstenfeld, Steiermark, geboren, studierte Bildende Kunst und Malerei 1999 an der University of Arts Allentown, Pennsylvania, USA und 1999 auch an der Universität für angewandte Kunst Wien, bei Prof. Christian Ludwig Attersee.

Sie paart in ihren Arbeiten Wissen und Fantasie und will damit Sichtwinkel verändern und die Möglichkeit neuer Herangehensweisen in ihrem typisch schwelgerischem Farbeinsatz und Pinselstrich für Betrachtende schaffen. Die Flamingos beeindrucken sie seit Jahren.Wenn Flamingos schlüpfen, haben sie einen grauen Flaum. Es dauert Jahre, ehe sich ihr Gefieder färbt. Erst im reiferen Alter werden sie rosa oder auch pink. Und der Grund dafür ist ihre Nahrung. Auf dem Speiseplan wild lebender Flamingos stehen nämlich Algen der Gattung Dunaliella und Kleinkrebse. Die einen wie die anderen enthalten ganz bestimmte Farbpigmente: Karotinoide.

Erwin Schwentner * versucht mit seiner Plastik, die sogenannten großen Themen der Menscheit zu kommentieren und bedient sich dabei seiner eigenen skulpturalen Welt, die ja – immer aus seinem Kopf kommend – die „ganze Welt“ bedeutet. Außer dieser Welt gibt es für ihn keine, deshalb bleiben die Erklärungsversuche notwendiger Weise unvollkommen. Schicht um Schicht deckt er menschliches Verhalten in humorvoll-kritischer Weise auf. Hält sich selbst und den anderen Betrachtenden sozusagen das Spiegelbild der Eitelkeiten vors Auge.

Schwentner hat sich seit 1980 künstlerisch betätigt, seit 1982 Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland.
* so alt wie die Republik
Termine
Eröffnung 5. Juli 2025, 19:00 Uhr
6. - 31. Juli 2025, Fr, Sa 15:30 - 19:00 Uhr
1. - 31. August 2025, Fr, Sa 15:30 - 19:00 Uhr
1. - 7. September 2025, Fr, Sa 15:30 - 19:00 Uhr
Weitere Informationen
Opening: Vizebürgermeisterin Maga Judith Schwentner als Vertreterin der Stadt, Kunsthistorikerin Marlies Schöck (Neue Galerie)

Besuch der Ausstellung außerhalb der Öffnungszeiten täglich nach Vereinbarung möglich!
Führung: Fr, Sa 16:00 Uhr; € 7 (ermäßigt € 3,50) / Gruppe € 3,50 p. P.

(c) Foto. Kathrin Lorenz
„flamingo love“, Acryl/LW canvas, 80 cm × 80 cm, 2024 Bildausschnitt/section Phoenicopterus roseus
Veranstaltungsort/Treffpunkt